Am Freitag, den 5. Februar 2021, lud das Ilmenauer Flüchtlingsnetzwerk zur Online-Veranstaltung „Humanitäre Krise und Solidarität: Zur Situation der Geflüchteten auf den griechischen Inseln“ um 19 Uhr auf die Online-Plattform BigBlueButton ein. Die Moderation übernahm Martin Arnold vom Flüchtlingsrat Thüringen e. V.
Zu Beginn zeigte Robert Nestler von der NGO Equal Rights Beyond Borders die rechtlich-politische Hintergründe zur Lage auf den griechischen Inseln auf. Nach dem einige Grundbegrifflichkeiten wie EU-Hotspot, Residenzpflicht, Schutzverantwortung und der EU-Türkei-Deal vom März 2016 erklärt wurden, ging es insbesondere um die Menschenrechte, die durch die Situation in den überfüllten EU-Hotsspots an den europäischen Außengrenzen verletzt werden. Den vollständigen Vortrag findet ihr hier: Vortrag_Nestler_ERBB_20210205
Im Anschluss standen die Erfahrungen von Geflüchteten selbst im Mittelpunkt der Veranstaltung. Wir spielten ein 10-minütiges Video ein, das auf zwei Telefoninterviews mit Mohammed (Name geändert) basierte, die wir vom Ilmenauer Flüchtlingsnetzwerk im August und Oktober 2020 führten. Mohammed hält sich seit Februar 2020 auf der Insel Lesvos auf. Wir sprachen mit ihm u. a. über seine Fluchtgeschichte und die aktuelle Situation auf Lesvos, vor allem während der Pandemie und nach dem Brand im Lager Moria Anfang September 2020. Das Interview findet ihr hier: Interview mit Mohammed
Nach dem Video sprachen wir live mit Khatereh, einer jungen Frau aus Afghanistan, die ebenfalls auf Lesvos war und aktuell in Ilmenau lebt. Auch sie berichtete von den katastrophalen Umständen auf der griechischen Insel. Besonders eindrücklich erzählte Khatereh von den gesundheitlichen Problemen und den Schwierigkeiten, mit denen sie gerade als Frau mit Kindern konfrontiert war. Beide Erfahrungsberichte bewegten uns zutiefst und unterstrichen die verzweifelte Lage, in denen sich die Menschen auf den griechischen Inseln nach wie vor befinden.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Redebeitrag der Seebrücke Erfurt, die von ihrer Arbeit, ihren aktuellen Aktivitäten (Demos, Online-Petitionen, Sicherer Hafen Erfurt) und der Kampagne #LeaveNoOneBehind berichtete, die sich unter dem Motto „Solidarität statt Moria“ für das Recht auf Schutz und ein würdevolles Leben für alle Menschen einsetzt.
Insgesamt nahmen rund 45 Menschen an unserer Online-Veranstaltung teil. Wir freuen uns sehr über die positive Resonanz und danken allen Beitragenden!