Am 4. April erschien in der Thüringer Allgemeinen ein Artikel über Familie Bala, die seit etlichen Jahren von Ehrenamtlichen des Flüchtlingsnetzwerks Ilmenau begleitet wird. TA-Journalist Ralf Ehrlich geht in seinem Artikel der Frage nach, was aus den Menschen geworden ist, die 2015 nach Ilmenau kamen. Den vollständigen Artikel findet unter diesem Link https://www.thueringer-allgemeine.de/regionen/ilmenau/paar-aus-dem-kosovo-gruendet-in-ilmenau-eine-familie-id228841613.html sowie im Folgenden in diesem Beitrag. Wir freuen uns über die Berichterstattung!
Thüringer Allgemeine – Arnstadt vom 04.04.2020 Seite 19 / Lokalnachrichten
Paar aus dem Kosovo gründet in Ilmenau eine Familie
Angnesa und Ejup Bala sind in der Stadt angekommen und danken dem Flüchtlingsnetzwerk
Von Ralf Ehrlich
Ilmenau. Fünf Jahre ist die sogenannte Flüchtlingskrise her. Die Zahl der Asylbewerber verdoppelte sich im Jahr 2015. 1000 Geflüchtete wurden damals allein dem Ilm-Kreis zugewiesen, so viel wie noch nie. Dem berühmten Satz ” Wir schaffen das” wollten viele keinen Glauben schenken, Befürchtungen und Ängste gab es, auch Fremdenfeindlichkeit. Was ist aus den Menschen geworden, die damals zu uns kamen?
Angnesa (29) und Ejup (36) Bala leben im Ilmenauer Wohngebiet Am Stollen. Gemeinsam mit Tochter Melisa (4) und Sohn Kajan (4 Wochen) haben sie ihr Zuhause in einer Dreiraumwohnung.
Da sie ursprünglich aus dem Kosovo kommen, gehören sie unter den Geflüchteten zu einer kleinen Minderheit. Angnesa ist derzeit zu Hause, da sie sich vorerst um den noch sehr jungen Nachwuchs kümmert. Normalerweise arbeitet sie in der Küche des nahe gelegenen Pflegeheimes. Es handelt sich um eine halbe Stelle. Die hat sie seit vier Jahren. Ihr Mann Ejup begann in der ersten Zeit nach der Ankunft in Deutschland mit einem Sprachkurs und übersetzte ehrenamtlich für das Sozialamt.
Vor drei Jahren fand er eine Arbeit als Monteur und war fünf Tage in der Woche unterwegs. ” Ich habe so fast ganz Deutschland kennengelernt.”
Er fand vor knapp zwei Jahren zur Firma Binz in Ilmenau. Am Anfang stand ein unbezahltes Praktikum. Als er seinen Führerschein hatte, bekam er einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Zu seinen Tätigkeiten gehört das Waschen von Fahrzeuge oder das Aufbringen von Unterbodenschutz.
Die Pläne des Paares waren ursprünglich andere, wie sie sagen. Angnesa hatte in ihrer alten Heimat begonnen, deutsche Sprache und Literatur zu studieren, dann in der Gastronomie gearbeitet.
Ejup studierte drei Jahre Geschichte, im Kosovo eine brotlose Kunst, wie man hier sagen würde. ” Es wäre mit einer Familie schwierig geworden” , sagt er.
Ihre Flucht führte 2015 über Ostfriesland, das Erstaufnahmelager Eisenberg, Arnstadt nach Ilmenau. Die erste Unterkunft in Ilmenau war eine Einraumwohnung im Wohngebiet Am Stollen. Das Paar hat mittlerweile viele Deutsche im Freundeskreis, kennt aber auch einige der rund 20 albanisch sprechenden Familien in Ilmenau. Fremdenfeindlichkeit spielt in ihrem Alltag in Ilmenau keine Rolle. Am Anfang war es anders, sagt Angnesa.
Dankbar sind die Balas den Deutschen, die sie von Anfang an in Ilmenau begleitet haben, auch dem Ilmenauer Flüchtlingsnetzwerk.
” Ohne sie wären wir nicht da, wo wir jetzt sind” , sagt die junge Mutter. Noch haben beide nicht die deutsche Staatsbürgerschaft. Die kann erst nach fünf Jahren Beschäftigung beantragt werden. Die Balas dürfen aufgrund einer Härtefallregelung bleiben und müssen diese alle zwei Jahre beantragen: ” Wir sind zufrieden.” Angnesa und Ejup wünschen sich für die Zukunft vor allem Gesundheit für ihre Familie. Sie träumen von einem kleinen Haus.
Der Wunsch nach einem kleinen Auto ist kürzlich in Erfüllung gegangen. Angnesa ergänzt, dass sie gern ihre Schwester und ihren Bruder in Deutschland haben möchte.
Die Schwester bemüht sich um eine Ausbildung in der Pflege, und der Bruder hat bereits eine Arbeitsstelle in Aussicht.